Unter der Regie von Carmen Burau und Jessica Mallach verwandelten die 13 Schülerinnen und ein Schüler den alten Stoff in ein überraschend modernes, witziges und zugleich nachdenkliches Bühnenstück.
Von Beginn an überzeugte das Ensemble mit einem abwechslungsreichen Spiel: fesselnde Szenen wurden immer wieder durch humorvolle Einlagen aufgelockert. So musste die Matrosen-Crew nicht nur mit Kapitän Ahabs Besessenheit von der Jagd nach dem weißen Wal zurechtkommen, sondern auch mit Fußball-Analogien, Schokoladen-Gelüsten und der schockierten Feststellung, dass sie jetzt ganze zwei Jahre ohne WLAN auskommen müssen.
Besonders überzeugend spielte das Nachwuchstalent Jule Oberle in der Rolle des Kapitäns Ahab: Mit starkem Hinken, einer weißen Socke als improvisiertem Holzbein und einem eisernen Blick verkörperte sie eindrucksvoll den von Rachsucht getriebenen Seefahrer. Ihre eindringlichen Gesichtsausdrücke und die intensive Bühnenpräsenz machten Ahab zu einer Figur, die zugleich faszinierte und erschreckte.
Ebenso eindrucksvoll waren auch die Monologe der Matrosinnen Pearl (Esma Durmus), Pixie (Wencke Dold) und Pip (Vanessa Heng), die das Publikum mit auf ihre innere Reise nahmen – mal ernst, mal ironisch, mal voller Sehnsucht nach den Eltern und sogar nach dem Deutschunterricht. Für Lacher und Nähe sorgte schließlich auch die direkte Einbindung der
Eltern im Zuschauerraum, als eine Matrosin augenzwinkernd bekannte: „Ich möchte zum Beispiel erst mal Abitur machen – und meine Eltern erwarten das auch irgendwie von mir, oder? Die wären total enttäuscht, wenn ich, statt Abitur zu machen da unten auf dem Meeresgrund mein Auslandsjahr mache.“
Ein Höhepunkt der Inszenierung war die minimalistische, aber wirkungsvolle Darstellung des Wals im zweiten Akt: Mit weißen Plakaten und blauem Licht gestalteten die SchülerInnen eine Szene, die komplett aus ihrer eigenen Idee entstanden war. Auch der erste symbolische Walfang mit rotem Licht und flatternden roten „Blut“-Bändern sorgte für Gänsehaut im
Publikum. Neben den originellen Einfällen punktete die Aufführung auch mit Aktualität. Themen wie Plastikmüll und die Ausbeutung der Natur gaben der Geschichte neue Brisanz. Erzähler Ismael (Julia Neumaier) führte souverän durch den Abend und half, die Balance zwischen Spannung, Nachdenklichkeit und Humor zu halten.
Eine Balance, die ankam, denn das Publikum zeigte sich begeistert: gespannte Aufmerksamkeit, zustimmendes Raunen und schließlich ein tosender Applaus machten deutlich, wie sehr die SchülerInnen ihre ZuschauerInnen überzeugt hatten. „Fantastisch inszeniert“, lobte Schulleiter Stefan Feld und auch die Eltern waren sich einig: „Eine tolle Leistung!“ So wurde aus dem bekannten Klassiker ein modernes Stück mit klarer Botschaft: Unterhaltung ja – aber immer mit Nachhall. Am Ende des Abends bleibt das mahnende Fazit der jungen SchauspielerInnen im Gedächtnis: „Also ihr Menschen, die Natur ist immer stärker als ihr. Überlegt euch gut, mit wem ihr euch anlegt, denn wenn die Natur zurückschlägt, sieht der Mensch alt aus.“ (Dis)








